Tiefenpsychologisch fundierte Richtlinientherapie
Warum und wozu eigentlich Richtlinientherapie?
Richtlinienpsychotherapie – das klingt nach Bevormundung
und Reglementierung, nach Einschränkung von
Freiheit und Kreativität, nach Spaßbremse. Doch stimmt
dieses Vorurteil? Schaffen sichere Rahmenbedingungen
und eine klare Orientierung nicht oft erst die Voraussetzungen
dafür, dass die Begegnung von Patient und Therapeut
den gewünschten nachhaltigen Veränderungs- und
Heilungsprozess in Gang setzen kann, und zwar in angemessener
Zeit?
Psychotherapie muss die individuellen Entwicklungschancen
und -aufgaben, die sich aus der Symptomatik und dem
besonderen Leidensdruck jedes Einzelfalls psychischer
Krankheit ergeben, erkennen und nutzen. Zuverlässige
Indikations- und Kontraindikationskriterien sind dabei
ebenso wichtig wie eine realistische Einschätzung der Ressourcen
und Defizite des Patienten, damit Psychotherapie
für Therapeut und Patient nicht zur Frustveranstaltung
wird. Sie verhindern die Enttäuschung und den Schaden,
die überzogene Erwartungen an die Therapie, die Überschätzung
der Patienten und ungeeignete Therapieversuche
zwangsläufig mit sich bringen. Sie verhindern auch,
dass Kassenpsychotherapie zum Fass ohne Boden für die
Versichertengemeinschaft und die kassenärztlichen Versorgungsbudgets
wird.
Richtlinienpsychotherapie als Privileg
Die deutsche Richtlinienpsychotherapie verdient den ihr
oft entgegengebrachten Unmut nicht. Sie stellt ein weltweit
einzigartiges Privileg dar, von dem Patienten und
Therapeuten gleichermaßen profitieren. Bis 1967 wurden
psychotherapeutische Leistungen von den Krankenkassen
schlicht und einfach nicht bezahlt. Erst durch Annemarie
Dührssen konnten die Wirksamkeit von Psychotherapie
und auch ihre wirtschaftlichen Vorteile so eindrucksvoll
demonstriert werden, dass die Vertreter der Krankenkassen
und der Ärzteschaft endlich bereit waren, Psychotherapie
in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen.
Der Preis für diesen Fortschritt waren die Psychotherapie-Richtlinien
von 1967, an denen Dührssen federführend
mitwirkte. Sie sollten unter anderem sicherstellen, dass die
Leistungspflicht der Kassen für psychotherapeutische Leistungen
nicht ausuferte. Nirgendwo sonst auf der Welt werden
so viele Psychotherapiesitzungen pro Patient zu 100
Prozent von den Kassen finanziert. Bis heute sind nur die
psychodynamischen Verfahren (tiefenpsychologisch fundierte
und analytische Psychotherapie) sowie die Verhaltenstherapie
als Richtlinienverfahren vom Gemeinsamen
Bundeausschuss zugelassen.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeuten genießen
eine große Gestaltungsfreiheit
Anders als bei der Verhaltenstherapie
und der analytischen Psychotherapie schreibt
die Richtlinie keine bestimmten Techniken und Konzepte
vor.
Allerdings müssen die zum Einsatz kommenden diagnostischen
und therapeutischen Techniken und Interventionen
in die übergeordnete und ordnende Matrix der Richtlinienbestimmungen
eingebettet sein: Zentral für die tiefenpsychologisch
fundierte Psychotherapie sind die Darstellung
und Bearbeitung eines aktuellen unbewussten inneren
Konflikts, der in der Regel durch aktuelle Veränderungen
und Anforderungen ausgelöst wird, welche ihrerseits die
unbewusste Neurosendisposition sowie das Strukturniveau
des Patienten überfordern. Die Abwehr-, Kompensations- und
Selbstschutzorganisation des Patienten bricht zusammen,
und es kommt zur Symptomatik, welche – oft nach
Umwegen – zur Inanspruchnahme von Psychotherapie
führt.
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- Praktischer Leitfaden der
tiefenpsychologisch fundierten Richtlinientherapie
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Wissenschaftliche Grundlagen
Psychodynamische Grundbegriffe
Diagnostik und Therapietechniken
Ein „All-in-One-Buch“ von Udo Boessmann und Arno Remmers
Die komplett überarbeitete Neuauflage des Leitfadens beinhaltet die wichtigsten praxisrelevanten Informationen aus den aktuellen Psychotherapie-Richtlinien, dem aktuellen Kommentar und der OPD und bietet so Leserinnen und Lesern eine optimale Orientierung.
Mit Beiträgen von Thomas Gruyters, Hamid Peseschkian, Helmut Röthke und Sara Schneider
Die Grundkonzepte, das diagnostische Vorgehen und die Behandlungsplanung der tiefenpsychologisch fundierten Therapie sind kompakt und gut verständlich dargestellt.
Die Autoren zeigen, wie sich die aktuellen Psychotherapie-Richtlinien im kassenpsychotherapeutischen Praxisalltag umsetzen lassen. Dabei verstehen sie es, sowohl die Sicht der klassischen Psychoanalyse wie auch von ihr abgeleiteter und sie ergänzender Schulen in leicht fassbaren Leitsätzen und Schemata zusammenzufassen.
Das Buch eignet sich insbesondere für psychologische und ärztliche Ausbildungsteilnehmer, gerade zu Beginn der Ausbildung. Aber auch bei der Zwischenprüfung, bei der Berichterstellung und bei der Vorbereitung auf das schriftliche und mündliche Staatsexamen ist es für viele Ausbildungsteilnehmer ein hilfreiches Nachschlagewerk.
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Es ist sozusagen ein „All-in-One-Buch“, d. h., kaufe dieses eine, und du musst viele andere Bücher nicht mehr lesen. Die beiden Autoren haben es wieder geschafft, die komplexen Begriffe und Konzepte der (psychodynamischen) Psychotherapie verständlich und anschaulich zu erklären.
Dr. med. habil. Hamid Peseschkian, Leiter der Wiesbadener Akademie für Psychotherapie
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